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Wetterspruch des Tages
An Ursula muss das Kraut herein, sonst schneien Simon und Judas (28. Oktober) drein.

Das Wetterthema

herausgegeben vom Deutschen Wetterdienst am 20.10.2025

Wetter aktuell

Wilde Herbstwetterwoche ante portas



Die "Langeweile" in der Wetterküche ist vorüber. Tiefdruck übernimmt
die Regie - und das nicht zu knapp.


Nicht dass es im metaphorischen Sinne besser würde. Denn Grau und
Nebel werden nun abgelöst durch Grau und Regen. Immerhin bekommt die
Natur so mal wieder etwas Nass von oben ab. Aber für die Vorhersage
wird es wohl eine ziemlich arbeitsreiche Woche. Aber von vorne:


Ein Blick auf die Wetterkarte zeigt, dass das bisher allesbestimmende
Hochdruckgebiet ("Tatiana") nun soweit schwächelt, dass es den
Rückzug nach Südosteuropa angetreten hat. Nun ist die Bahn frei für
die Rückkehr der Westdrift und den atlantischen Einfluss. Und dort
wartet bereits mit Tief "Irawan" ein ziemlich ausgeprägter Vertreter
seiner Zunft, dessen Ausläufer wir bereits heute zu spüren bekommen.
Ganz aktuell erstreckt sich die bereits okkludierte Front des Tiefs
von Nord nach Süd über Deutschland und manifestiert sich in einem
ostwärts ziehenden Regenband. Der Warmsektor ist markant ausgeprägt.
Zum einen steigen die Taupunkte signifikant von vorher 4 bis 8°C auf
bis zu 14°C an, zum anderen die Temperaturen selber ebenfalls auf
Werte von bis zu 19°C.


Bereits am heutigen Abend fließt im Westen rückseitig der Front eine
zunehmend labile Luftmasse ein, die zu zahlreichen Schauern und sogar
einzelnen Gewittern führen kann. Angesichts sehr ausgeprägter
Scherung (über 30 kn bis 1 km Höhe) könnte dabei sogar eine
rotierende Überraschung, sprich: flache Superzelle dabei sein.


Am Dienstag liegt dann ein erstes Tief über der Deutschen Bucht.
Damit wird es vor allem an der Nordseeküste aber auch in den
Mittelgebirgen ziemlich windig, mitunter gar stürmisch. Dazu stellt
sich im Norden Schauerwetter ein mit rasch wechselnder Abfolge von
Sonne, Wolken und Regen. Eigentlich Aprilwetter vom feinsten - nur
dass es mittlerweile Ende Oktober ist. Weiter südlich zeigt sich das
Wetter von seiner freundlicheren Seite, aber auch dort regnet es
stellenweise.


Nachdem der Mittwoch anschließend relativ ruhig abläuft, gilt es, den
Blick bereits in Richtung des frühen Mittelfristzeitraums zu richten.
Im Laufe des Mittwochs soll sich über dem Atlantik an der zu der Zeit
deutlich ausgeprägten Frontalzone erst eine Randwelle und daraus
rasch ein kräftiges Tiefdruckgebiet entwickeln. Dieses Tief zieht
nach Lesart des deutschen Modells (ICON), aber auch in etwa der
Variante des europäischen Modells (ECMWF) bis Donnerstagfrüh in etwa
über den Kanal hinweg in die Deutsche Bucht ziehen. Schaut man
genauer hin, könnte es sich bei dieser Entwicklung, die in einigen
Modellen mit Kerndrücken von teils unter 970 hPa aufwartet, um eine
Shapiro-Keyser-Zyklone handeln. Trifft die aktuell berechnete
ICON-Variante so ein, ist in einem Streifen von Ostfriesland bis an
die Ostseeküste mit Unwetter zu rechnen, d.h. orkanartige Böen der
Stärke 11 bzw. sogar Orkanböen der Stärke 12. An den
windrichtungsexponierten Abschnitten der Nordseeküste wäre sogar mit
extremen Orkanböen von über 140 km/h zu rechnen! Diese Entwicklung
ist aber noch alles andere als sicher. Das europäische Modell zeigt
beispielsweise eine deutlich seichtere Entwicklung, die aber immerhin
auch noch zu verbreitet schweren Sturmböen der Stärke 10 sowie
abschnittsweise orkanartigen Böen direkt an der Nordsee führen würde.



Unabhängig davon läuft es aber darauf hinaus, dass es wohl am
Donnerstag und Freitag im ganzen Land zumindest zeitweise ziemlich
stürmisch werden wird. Eine Besonderheit dieser Lage zeichnet sich
aktuell dahingehend ab, dass die Sturmlage wohl länger anhält,
nämlich über 24 bis 36 Stunden, im Norden möglicherweise wohl sogar
bis zum kommenden Sonntag.


Bis es soweit ist, gehen aber erst noch ein paar Tage ins Land. Bis
dahin wird sicherlich bei der Numerik noch einiges passieren, aber
zumindest scheint schon folgendes recht sicher: Aus meteorologischer
Sicht erwartet uns eine ziemlich spannende Woche.


M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.10.2025

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