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Wetterspruch des Tages
Friert es auf Virgilius, im Märzen Kälte kommen muss.

Das Wetterthema

herausgegeben vom Deutschen Wetterdienst am 27.11.2025

Wissenschaft kompakt

Wenn natürlich nicht mehr ausreicht: Die Kunstschneeproduktion



Traumhafte Winterkulissen mit viel Schnee - so wünscht man sich den
Winter vor allem in den großen Skigebieten. Immer häufiger jedoch
weicht die weiße Pracht einer grün-grauen Tristesse, weshalb - bei
zumindest ausreichend kalten Temperaturen - auf Kunstschnee
zurückgegriffen werden muss. Wie das technisch funktioniert und was
Kunstschnee von echtem Schnee unterscheidet, wird im heutigen Thema
des Tages deutlich.



Ohne Schnee geht gar nichts, zumindest, wenn der Fokus auf Skisport
liegt. Vor allem mit Hinblick auf die klimatischen Veränderungen ist
es häufig immer schwieriger geworden, auf ausreichend natürlichen
Schnee zurückgreifen und Wintersport über einen längeren Zeitraum
möglich machen zu können. Umso wichtiger ist es, dass seit der
zufälligen "Entdeckung" der Schneekanone in den späten 1940er Jahren
in Kanada unter R. T. Ringer und der kontinuierlichen
Weiterentwicklung ab den 1950er Jahren künstliche
Beschneiungsmethoden weltweiten Einzug gehalten haben und das
Schneevorkommen in einem begrenzten Rahmen sicherstellen.

Prinzipiell gibt es dabei verschiedene technische Methoden, um Schnee
auf künstliche, besser gesagt technische Weise herzustellen.

Zum einen ist das die Propellermaschine oder -kanone. Als zentrale
Komponente fungiert hier ein Ventilator, welcher in einem Rohr einen
starken Luftstrom erzeugt. Um dieses Rohr herum sind Mischdüsen
angebracht, die aus Wasser und Druckluft kleine Eiskristalle
produzieren. Ein Großteil der benötigten Kälte ergibt sich einerseits
aus der Umgebung, andererseits auch aus der Verdunstungskälte. Der
Betrieb ist jedoch nicht einfach so möglich, denn die Menge der
Wassertropfen muss den Umweltbedingungen aus Temperatur und
Luftfeuchtigkeit angepasst werden, um ein optimales Schnee-Ergebnis
zu erhalten. Der Nachteil der Propellermaschinen liegt jedoch in der
hohen Geräuschkulisse.

Neben den Propellermaschinen gibt es auch die Druckluftkanonen, bei
denen ein Gemisch aus Luft und Wasser bei einem Ausgangsdruck von
rund 5-10 bar heraustritt und bei Ausdehnung und freiwerdender
Verdunstungskälte den Gefrierprozess unterläuft. Vor allem bei
Temperaturen um den Gefrierpunkt, wie sie nicht selten in deutschen
Mittelgebirgen vorkommen, liefern diese Schneekanonen eine gute
Leistung. Sie sind jedoch laut und benötigen wie die
Propellermaschinen ein hohes Maß an Energie.

Dem gegenüber stehen die sogenannten Schneelanzen, die aus einem mehr
als 10 m langen Aluminiumrohr gebaut sind und meist schräg angeordnet
sind. Am vorderen Ende befinden sich Wasser- und Luftdüsen, wobei wie
bei der Propellermaschine in das zerstäubte Wasser Druckluft hinein
geblasen wird. Die Luft wiederum dehnt sich aus und kühlt daher ab,
wodurch sogenannte Eiskeime entstehen, an denen wiederum eine
Kristallisation des Wassers vonstattengehen kann. Im Vergleich zu den
Schneekanonen haben Schneelanzen einen wesentlich geringeren
Energiebedarf, liefern aber auch geringere Leistungen.

Allen technischen Schneeproduktionen ist gemein, dass es einen
Nukleus, also einen Eiskeim, geben sollte bzw. muss.

Nun stellt sich abschließend noch die Frage, was Kunstschnee von
"echtem", also natürlich entstandenem Schnee unterscheidet. Schon die
Form von feinem Kunstschnee, der eine Kugelgestalt hat, weicht
maßgeblich von der hexagonalen Form der natürlichen Schneekristalle
ab. Auch liegt die Dichte mit 300-500 kg/m³ deutlich über der von
natürlichem Schnee mit 50-200 kg/m³. Durch eine insgesamt höhere
Wärmebeständigkeit, nicht zuletzt aufgrund der höheren Dichte und
einer härteren Beschaffenheit dauert der Schmelzprozess bei
Kunstschnee deutlich länger als bei Naturschnee.

Dieser Vorteil darf jedoch nicht über den großen Ressourcenverbrauch
von Wasser und Energie hinwegtäuschen.


M.Sc.-Met. Oliver Reuter

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.11.2025

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