Wetter aktuell
November: Grau oder sonnig? - Mal so, mal so!
Während der Oktober gern auch mal den Vorsatz "golden" bekommt oder
zumindest viele auf einen solchen hoffen (und dieses Jahr eher
enttäuscht wurden), verbindet man den November eher mit trübem Wetter
und Worten wie Novembergrau. Doch auch dieser Monat entspricht nicht
immer den Erwartungen und zeigt sich manchmal auch von einer sehr
sonnigen Seite.
Im gestrigen Thema des Tages klang ja schon an, dass der diesjährige
November sich jedenfalls aktuell und in den kommenden Tagen häufig
von seiner goldenen Seite zeigt - zumindest mit Ausnahme der Gebiete,
wo sich des nachts Nebel bildet und in Anbetracht der Jahreszeit und
des Sonnenstandes dann teils auch länger oder sogar ganztags halten
kann.
Die durchschnittliche Anzahl der Sonnenstunden hängt im November klar
von der geografischen bzw. orografischen Lage ab. Geografisch zeigt
sich eine Abhängigkeit von der geografischen Breite und damit der
astronomisch möglichen Tageslänge. Diese unterscheidet sich im
November innerhalb Deutschlands von Nord nach Süd im Mittel um etwa
50 Minuten. Der Süden kann über den November also theoretisch bzw.
rein astronomisch etwa 27 Sonnenstunden mehr ansammeln als der Norden
des Landes. Mit der orografischen Abhängigkeit ist die Abhängigkeit
von der Höhenlage gemeint. Denn je höher die Station im Vergleich zur
Umgebung liegt, um so wahrscheinlicher ist es, dass diese oberhalb
von Nebel oder Hochnebel liegt.
Schaut man in die Statistik der Sonnenscheindauer im November (Abb.
1: Monatssumme der Sonnenscheindauer in Deutschland) findet man in
den letzten 30-40 Jahren besonders zwei Jahre mit außergewöhnlich
viel Sonne gegenüber dem vieljährigen Mittelwert. Dargestellt ist die
Abweichung vom Mittelwert der Jahre 1961-1990. Dieser beträgt in
Deutschland knapp 54 Stunden. Zum einen das Jahr 2011 mit bundesweit
gut 180 % im Vergleich zum Mittelwert, zum anderen das Jahr 1989 mit
knapp 190 %. Und genau diese beiden Jahre schauen wir im Folgenden
noch etwas genauer an.
Im geschichtlich legendären November 1989 wurden im Deutschlandmittel
gut 100 Sonnenstunden registriert und damit 89 % mehr als im
vieljährigen Durchschnitt. Die absolut meisten Sonnenstunden (Abb. 2,
linke Karte und Tabelle der Top30-Stationen) wurde dabei im höheren
Bergland erreicht, allen voran auf der Zugspitze mit satten 190,9
Sonnenstunden. Besonders sonnig mit recht verbreitet mehr als doppelt
so viel Sonnenstunden wie "normal" (Abb. 2, rechte Deutschlandkarte)
war der November 1989 etwa von den Küsten bis zum Main und in die
Pfalz. An einigen Stationen in NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen wurden
um 270 % im Vergleich zum vieljährigen Mittel verzeichnet, so zum
Beispiel an den Stationen Kassel, Trier-Petrisberg oder Bad Hersfeld.
Auch der November 2011 konnte mit einem Schnitt von knapp 100
Sonnenstunden und etwa 184 % im Vergleich zum Mittelwert der Jahre
1961-1990 einen Spitzenplatz der sonnenscheinreichsten November in
Deutschland erreichen. Absoluter Spitzenreiter (Abb. 3, linke
Deutschlandkarte) war erneut die Zugspitze mit insgesamt etwa 233
Sonnenstunden. Unter den Top10 der sonnenscheinreichsten Stationen
befinden sich ausnahmslos Bergstationen (Abb. 3, Tabelle Top30 bzgl.
absoluter Monatssumme der Sonnenscheindauer). Schaut man auf die
relative Sonnenscheindauer im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert
(1961-1990, Abb. 3, rechte Karte) wurde der Mittelwert recht
verbreitet deutlich übertroffen: Teils wurden deutlich mehr als
doppelt so viele Sonnenstunden registriert, an einigen Stationen in
Mitteldeutschland sogar dreimal mehr Sonne als "normal". Ausnahmen
bildeten dabei einige nebelanfällige Gebiete vor allem im Bereich von
Donau und Bodensee sowie der Norden Niedersachsens,
Schleswig-Holstein und Westmecklenburg.
Man sieht also, auch wenn der November häufig als "grau" verschrien
ist: Er kann auch sonnig! Und ja, es gibt auch immer benachteiligte
Regionen, in denen sich der Nebel in der fortgeschrittenen Jahreszeit
nur sehr zögerlich oder auch gar nicht mehr auflöst. Und während
große Teile des Landes vom schönen Herbstwetter schwärmen, sitzen
beispielsweise die Bewohner der Donauniederungen tagelang im
Dauergrau bei teils schon empfindlich geringen, vielleicht auch sehr
unangenehmen Temperaturen. Wie sich der diesjährige November über die
aktuelle Wetterlage hinaus in punkto Sonnenschein entwickelt, bleibt
abzuwarten. Auf jeden Fall startet er recht ambitioniert...
Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.11.2025
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