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Wetterspruch des Tages
Im Juni kühl und trocken, gibt's was in die Milch zu brocken.

Das Wetterthema

herausgegeben vom Deutschen Wetterdienst am 29.06.2025

Wissenschaft kompakt


Die berüchtigte "Mittagshitze"



Immer wieder hört man von der sogenannten "Mittagshitze". Die
Höchsttemperatur wird in unseren Breiten im Sommer aber meistens erst
am Abend erreicht. Ein Widerspruch? Mehr dazu im heutigen Thema des
Tages.



Hitze ist derzeit eines der, wenn nicht sogar das bestimmende Thema
beim Wetter in Deutschland. Heute und am morgigen Montag sind dabei
vor allem die Süd- und Südwesthälfte betroffen mit Spitzenwerten von
bis zu 35 Grad. Am Dienstag werden dann nahezu bundesweit über 30
Grad, am Mittwoch verbreitet sogar über 35 Grad erwartet. Örtlich
muss mit bis zu 39 Grad gerechnet werden.

Immer wieder hört und liest man bei dieser Thematik von der
sogenannten "Mittagshitze", die man auch zurecht meiden sollte, wenn
es irgendwie geht. Mit Blick auf den Tagesgang der Temperatur stellt
man allerdings fest, dass die größte Hitze, also die Höchsttemperatur
in unseren Breiten im Sommer tatsächlich meist erst abends, etwa
gegen 18 Uhr erreicht wird. Der Spitzenreiter am gestrigen Samstag in
Sachen Temperatur, Mannheim, meldete seinen Höchstwert mit 33,1 Grad
um 17:50 Uhr. Erst eine Stunde später, um 18:40 Uhr verzeichnete
Waghäusel-Kirrlach seinen Spitzenwert von 32,8 Grad und in
Rheinau-Memprechtshofen wurde das Ende des Temperaturanstiegs bei
32,0 Grad sogar erst um 19 Uhr erreicht. Aber ist Ihnen schon einmal
der Begriff "Abendhitze" über den Weg gelaufen? Wahrscheinlich eher
nicht. "Mittagshitze" ist dagegen ein gängiger Begriff. Was hat es
damit denn nun auf sich?

Veranschaulichen wir den Tagesgang der Temperatur anhand einer
Badewanne: Bei geöffnetem Abfluss drehen wir den Wasserhahn nun ein
kleines Stück auf. Die Folge: Das Wasser fließt direkt über den
Abfluss wieder ab. An eine Füllung der Wanne ist bei diesem Rinnsal
nicht zu denken. Das ist in etwa gleichzusetzen mit den ersten
einfallenden Sonnenstrahlen am Morgen. Drehen wir den Hahn nun
langsam weiter auf, stellen wir fest, dass das Wasser allmählich
anfängt zu steigen (entspricht dem Vormittagsverlauf). Zur
Mittagszeit ist der Hahn voll aufgedreht und das Wasser (respektive
die Sonneneinstrahlung bzw. die Lufttemperatur) steigt stark an.

Im Anschluss wird der Hahn nun langsam wieder zugedreht, es fließt
aber zunächst immer noch mehr Wasser von oben nach, als unten
abfließt - das Wasser (also die Lufttemperatur) steigt demnach immer
noch, wenngleich nicht mehr so schnell (entspricht dem
Nachmittagsverlauf). Erst im Laufe des Abends wird der Punkt
erreicht, an dem das nicht mehr der Fall ist - der höchste
Wasserstand bzw. die Höchsttemperatur ist erreicht. Es fließt nun
wieder mehr Wasser ab als von oben nachkommt und der Wasserstand
sinkt. Auf die Luft übertragen, reicht die Einstrahlung der immer
tiefer stehenden Sonne nicht mehr aus, um es mit der Abkühlung der
Luft aufnehmen zu können.

Und wie ist das jetzt mit der Mittagshitze, wenn es doch abends noch
heißer ist? Die betrachteten Temperaturwerte werden im Schatten
gemessen. Dort ist es mittags also noch kühler als abends. Befindet
man sich in der Sonne, sieht das Ganze anders aus. Zur Mittagszeit
steht sie in unseren Breiten am steilsten am Himmel, wodurch ihre
Einstrahlung am stärksten ist, was für den Körper unter Umständen
durchaus gefährlich werden kann. Abends fällt die Sonnenstrahlung
dagegen deutlich flacher ein und ist dadurch auch spürbar schwächer.

Die Mittagshitze bezieht sich also auf den Aufenthalt in der prallen
Sonne, die abendliche Höchsttemperatur auf die gemessenen Werte im
Schatten. Beide schließen sich also nicht aus, ganz im Gegenteil.


Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.06.2025

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